Physiologische
Daten messen und visualisieren
mit MindMedia Nexus 10 II und Biotrace
Möglichkeiten
für Musikpsychologie: Objektivierbare Parameter zur Erfassung von
Emotionen, Chills, Muskelaktivitäten etc. beim Musikhören und
Musizieren.
Physiologische
Daten erfassen mit MindMedia Nexus 10 II
Nexus10 MKII mit allen Eigenschaften und Anschlussmöglichkeiten
Sensoren
Zum
Nexus 10 befinden sich am Institut folgende Sensoren, die mit folgenden
Abtastfrequenzen angesteuert werden
Sensoreingänge und -abtastraten am Nexus 10 (im Biotrace+ mit Hilfe
der Taste "i" öffnen)
Via
"Abtastrate freischalten" erlangt man Zugriff auf die einzelnen
Abtastraten = gut wenn man einen der EMG-Kanäle für Audio-Aufnahmen
verwenden möchte = kann man bis zu 8 kHz einstellen.
EMG
(ElektroMyoGraphie): Erfassung von Muskelaktivitäten (rot-schwarze
Elektroden) und eine Erdung (weiße Elektrode).
Elektroden
jeweils in der Mitte des zu messenden Muskels anlegen und mit dem
Eingang A&B bzw. C&D am Nexus 10 mkII verbinden.
Achtung:
Bei Messungen in Herznähe treten Artefakte auf (normalerweise
in einem Frequenzband zwischen 20 und 80 Hz). Beim EMG-Bildschirm
der Biotrace-Software werden diese automatisch schon unterdrückt
(d.h. ab 100 Hz aufwärts angezeigt)
|
Einsatz der EXG-Elektroden zur Erfassung der Nackenmuskulatur links
und rechts
|
EOG
(ElektroOkuloGraphie): Erfassung der vertikalen (vEOG) und
horizontalen (hEOG) Blickbewegung (Augapfel ist vorne positiv
und hinten negativ geladen) durch das Anbringen der Elektroden
über (rot) und unter dem Auge (schwarz) sowie rechts vom
rechten Auge (rot) und links vom linken Auge (schwarz)(ebenfalls
über den Eingang A&B bzw. C&D am Nexus
10 mkII).
Am
EOG-Bildschirm in der Biotrace-Software werden die erfassten Ströme
in horizontale (hEOG) und vertikale Augenbewegungen (vEOG) dargestellt.
Beim
Blinzeln erscheint ein starker Ausschlag in der vertikalen Blickbewegung
(vEOG), sogenannter Blinkreflex
|
Einsatz
der EXG-Elektroden zur Erfassung der Augenbewegungen
|
SC
(Scin Conductance) oder HLF (Hautleitfähigkeit oder Hautleitwert):
Erfassung der elektrischen Leitfähigkeit der Haut (je mehr
man schwitzt, desto größer die Leitfähigkeit). Die
Elektroden für den Hautleitwert sollten am Nexus 10 mkII mit
dem Eingang E verbunden werden.
Erfassung
der physischen oder psychologischen Erregung = Messung der sogenannten
elektrodermalen Aktivität (EDA, früher besonders
im Lügendetektor eingesetzt).
Der
Hautleitwert reagiert besonders schnell, weswegen er für die
Erfassung von Emotionen und Chills während des Musikhörens
von besonderer Bedeutung ist.
|
Einsatz der Elektroden zur Erfassung
der Hautleitwertfähigkeit
es empfiehlt sich die nicht-dominante Hand zu verwenden (also die
linke Hand bei Rechtshändern)
|
Fingertemperatur:
je höher die Temperatur (zwischen 18 und 36°), desto angespannter
die Person. Temperaturänderungen geschehen nur langsam, können
deswegen nur über ein gesamtes Musikstück hinweg interpretiert
werden.
Die Elektrode für die Temperatur sollte am Nexus 10 mkII mit
dem Eingang F verbunden werden.
Achtung:
Fingertemperatur oder Periphertemperatur ist nicht gleich Körpertemperatur,
die man beim Fiebermessen misst.
|
Einsatz der Elektrode zur Erfassung der Fingertemperatur
es empfiehlt sich die nicht-dominante Hand zu verwenden (also die
linke Hand bei Rechtshändern)
|
Blutvolumenpuls
(BVP): Blutfluss und Puls werden durch die Absorption von Infrarotstrahlen
gemessen, die durch die Haut auf die gegenüberliegende Seite
des Fingers geschickt werden (Blutfluss = wieviel vom Lichtstrahl
absorbiert wird bzw. wie wenig am anderen Ende ankommt. Puls = mit
dem Puls übereinstimmende Spitze im Absorptionsverhalten).
Die Elektrode für den Blutvolumenpuls sollte am Nexus 10 mkII
mit dem Eingang G verbunden werden.
Herzfrequenz
(HF) wird durch den Abstand zwischen zwei Spitzen ermittelt
(gemessen in beats per minute = bpm).
Herzfrequenzvariabilität
(HFV): zeitliche Variation zwischen zwei aufeinander folgenden
Herzschlägen. Kann im zeitlichen und im spektralen Bereich
ausgewertet werden, sollte mit der Messung der Atmung verknüpft
werden.
Achtung:
Herzfrequenzvariabilität sollte bei der Auswertung mit der
Atmung korreliert werden. Interpretation der Korrelationsergebnisse:
- -1
= negative Korrelation: Atmung und Herzfrequenzvariabilität
verhalten sich gegensätzlich
- 0
= keine Korrelation: keine Verbindung zwischen Herzfrequenzvariabilität
und Atmung
- 1
= positive Korrelation: Atmung und Herzfrequenzvariabilität
verhalten sich übereinstimmend
|
Einsatz
der Elektrode zur Erfassung des Blutvolumenpulses
es empfiehlt sich die nicht-dominante Hand zu verwenden (also die
linke Hand bei Rechtshändern)
|
Atmung:
Messung von Atemfrequenz, -intensität und -dauer. Die Atmung
kann über dem Bauch oder auch über dem Brustkorb gemessen
werden.
Die
Atemgurt sollte am Nexus 10 mkII mit dem Eingang H verbunden
werden.
|
|
Typisches
Ansteigen und Abfallen der verschiedenen physiologischen Werte bei unterschiedlichen
Gefühlszuständen
|
Hautleitwert
|
Temperatur
|
Blutvolumenpuls
|
Herzfrequenz
|
Herzfrequenz-
variabilität
|
Atmung
|
Stress
|
+
|
-
|
|
+
|
|
+
|
Entspannung
|
-
|
+
|
|
-
|
|
-
|
Freude
|
+
|
+
|
|
+
|
-
|
+
|
Wut
|
+
|
-
|
-
|
+
|
-
|
+
|
Angst
|
+
|
-
|
-
|
+
|
-
|
+
|
Trauer |
<
-
|
|
|
|
-
|
+
|
Überrraschung
|
+
|
|
|
+
|
|
+
|
Spannung
|
+
|
|
|
-
|
|
+
|
Aufnehmen
mit dem Nexus 10 MKII mit Speicherkarte
- 1. Speicherkarte
mit Biotrace-Software für die Aufnahme vorbereiten:
mit der Taste "i" die Einstellungen für die Sensoreingänge
öffnen und auf "Flash-Sitzungen konfigurieren" klicken:
Sensoreingänge
und -abtastraten am Nexus 10 (im Biotrace+ mit Hilfe der Taste "i"
öffnen)
Es öffnet sich dann das Konfigurationsfenster:
Fenster zur Konfiguration der SD-Karte
Hier wählt man oben den Laufwerksbuchstaben der Karte aus und kann
dann entweder die Karte mit den obigen Einstellungen konfigurieren oder
schon vorhandene Inhalte auf der karte löschen.
- 2. vorbereitete
Speicherkarte in das Nexus 10 MKII einlegen.
- 3. Nexus
10 MKII einschalten.
- 4. Wenn
Speicherkartenanzeige leuchtet und Netzteil ausreichend aufgeladen:
Aufnahme starten
- 5. Power-/Speicherkartenaufnahmetaste
länger als 3 Sekunden drücken => Nexus 10 MKII wartet auf
Bestätigung zum Start der Speicherkartenaufnahme
- 6. Zum
Aufnehmen Power-/Speicherkartenaufnahmetaste noch einmal (kurz) betätigen
(zum Abbrechen 5 Sekunden warten, bis Display sich automatisch ausschaltet).
Markierung hinzufügen
- 7. Markierungstaste
betätigen. Es wird eine Markierung zur Aufnahme hinzugefügt.
Aufnahme beenden
- 8. Zum
Beenden der Aufnahme Power-/Speicherkartenaufnahmetaste länger
als 3 Sekunden drücken =>Nexus 10 MKII wartet auf Bestätigung
zum Beenden der Speicherkartenaufnahme.
- 9. Power-/Speicherkartenaufnahmetaste
noch einmal (kurz) betätigen = Ende der Aufnahme.
(zum Abbrechen 5 Sekunden warten, bis Display sich automatisch ausschaltet).
Aufnehmen
mit dem Nexus 10 MKII via Bluetooth oder USB
- 1. Nexus
10 MKII einschalten.
- 2. Bluetooth-
oder USB-Verbindung mit PC herstellen und Biotrace-Software starten
- 3. in
Biotrace die Aufnahme starten, steuern und stoppen.
Markierung hinzufügen
- 4. Markierungstaste
betätigen. Es wird eine Markierung zur Aufnahme hinzugefügt.
Arbeiten
mit Biotrace+
Zur
Aufnahme von physiologischen Daten via USB oder Bluetooth sind in Biotrace+
vor allem die Signalbibliothek und die Klientendatenbank wichtig:
Biotrace+ Eingangsbildschirm mit Signalbibliothek und Klientendantenbank
Je
nachdem für welchen Anwendungszweck stellt Biotrace in der Signalbibliothek
verschiedene Bildschirme zur Verfügung, mit deren Hilfe sich die
verschiedenen Körperfunktionen aufnehmen lassen.
Biotrace+ Signalbibliothek mit Bildschirmen für verschiedenen Anwendungen
Für
die Aufzeichnung von emotionalen/physiologischen Daten beim Hören
von Musik eignet sich der Hautleitwert am besten, da er am schnellsten
reagiert und bei Chills (Schauern während des Musikhörens) zusätzlich
ausschlägt.
In
den meisten Fällen lohnt es sich Hautleitwert, Temperatur, Atmung
und Herzrate aufzuzeichen, während man einen EMG-Kanal dazu verwenden
kann, synchron das Gehörte aufzuzeichnen. Hierfür sollte man
in der Signalbibliothek in der Rubrik "Hautleitwert" den Bildschirm
"Hautleitwert multimodal" auswählen.
Biotrace+ Bildschirm für die Erfassung von Hautleitwert und anderen
physiologischen Daten
Möchte
man mehrere EMG-Kanäle nutzen, um z.B. den Blinkreflex oder einige
Muskelaktivitäten mitzumessen, dann sollte man aus "multimodal"
den Bildschirm "4x EMG multimodal" auswählen.
Biotrace+ Bildschirm für die Erfassung von EMG und anderen physiologischen
Daten
In
den Bildschirmen gibt es an der oberen Leiste jeweils folgende Menü-Punkte
(v.l.n.r):
- 1. zurück
zum vorangegangenen Bildschirm
- 2. zurück
zum Hauptbildschirm
- 3. Klienten
und Sessiondatenbank öffnen
- 4. Erklärung
zur einzelnen zu messenden Funktion
- 5. Erklärung
zur richtigen Anbringung der Elektroden und weitere Hintergrundinformationen
- 6. Testen
der Elektroden vor dem Start
Für
die Steuerung des Nexus10 mkII gibt es unten am Bildschirm immer folgende
Leiste (v.l.n.r.):
- 1. zur
Bildschirmübersicht (um einen anderen Bildschirm aufzurüfen)
- 2. zur
Auswertung der aufgenommenen Daten
- 3. Hinzufügen
von Markern (während der Aufnahme, geht auch via Leertaste)
- 4. Abspielen
von bereits aufgenommenen Daten
- 5. Stoppen
- 6. Pausieren
- 7. Aufzeichnung
beginnen (immer mit der Ermittlung einer Baseline beginnen = 10 Minuten
Aufzeichnung in Ruhe, und dann erst die eigentliche Messung beginnen)
- 8. Zeitanzeige
/ Positionsanzeige
Klientendatenbank
Vor jeder
Aufzeichnung muss der dazu passende Klient angelegt bzw. ausgewählt
werden.
Via
lässt sich von den meisten Bildschirmen aus die Klientendatenbank
direkt aufrufen. Es öffnet sich folgendes Fenster mit folgenden Funktionen:
Klientendatenbank Übersicht (über "Klientendiskretion"
lassen sich die Namen unkenntlich machen)
Funktionen der Klientendatenbank
Bei
der Arbeit mit Klienten (hinzufügen oder bearbeiten) öffnet
sich folgendes Eingabefenster: Hier reichen in den meisten Fällen
Nach- und Vorname, Klienten-ID, Geburtsjahr und Geschlecht.
Klientendatenbank Eingabe/Bearbeitung
Auswertung
der Aufzeichnung
Zur
Auswertungsansicht wechseln (2. Menü-Button unten von links)
und gewünschten Bereich auswählen (am besten auf der Zeitachse)
und ggf. über die rechte Maustaste den sichtbaren Bereich vergrößern/verkleinern
(via "Ausgewählte Daten vergrößern").
Biotrace+ Auswertungsansicht
Segmente
Über
rechte Maustaste kann man ggf. farblich markierte Segmente hinzufügen
(wie "Baseline", "Training" etc.). Segmente können
entfernt werden, indem man sie anklickt und die Entf.-Taste drückt.
Gesetzte Segmente können auch über die rechte Maustaste gesperrt
werden (damit sie nicht versehentlich verschoben oder gelöscht werden);
um sie wieder freizugeben: einfach nochmal unter "Segment-Optionen
auf "Segmente sperren" klicken.
Hier können auch unter "Segment: Typendefinitionen"
eigene Segmentarten definiert werden.
Artefakte
offensichtliche
Artefakte können direkt via Auswahl und rechte Maustaste und
"Segment: Artefaktbereich hinzufügen" gekennzeichnet werden
(= werden bei Auswertung dann ausgeschlossen).
Via rechte Maustaste und "Automatische Artefaktunterdrückung":
Artefakte können automatisch erkannt werden (hier muss vorher ein
Schwellwert eingestellt werden, ab wann etwas als Artefakt gilt).
Marker
Via
rechte Maustaste und "Ereignismarker" hinzufügen
/ löschen oder sperren lassen sich nachträglich individuelle
Marker hinzufügen
Sitzungsstatistik
Via
Auswahl und "Segment-Statistiken berechnen" kann man
einen grundsätzlichen Überblick über die ausgewählten
Daten erhalten (und diesen auch via "Drucken" z.B. als PDF abspeichern
oder drucken etc.).
Sitzungsstatistik (Zahlen können kopiert und in andere Verarbeitungsprogramme
übernommen werden)
Hat
man vorher Segmente angelegt, so lassen sich die Werte in diesen via rechte
Maustaste und "Sitzungstendenz (Segmente)" miteinander
vergleichen und als Text kopieren oder als Datei exportieren.
Sitzungstendenz-Fenster für den Vergleich zwischen Baseline und Training
Trendbericht
In
der Klientendatenbank lässt sich mit dem Button
ein Trendbericht über gesamte Sitzungen oder einzelne Segmente daraus
erstellen, der sich entweder als Linien- bzw. Balkendiagramm mit und ohne
Text darstellen lässt oder als ASCII-Text exportiert werden kann.
Auswahlfenster zur Erstellung eines Trendberichts über mehrere Sitzungen
hinweg
Sitzungsdatenexport
Über
Datei -> Sitzungsdaten exportieren öffnet sich das Exportfenster
(wenn man alle Daten einer Sitzung exportieren möchte, bzw. via Auswahl
eines Abschnitts und "ausgewählte Daten exportieren" auswählen),
mit der Möglichkeit, die Kurven als Textfiles zu exportieren (tab,
csv oder oder Matlab), und sie in Excel o.ä. weiter zu verarbeiten:
Biotrace+
Datenexportfenster
Zum
Export die zu exportierenden Kanäle auswählen
(meist: 3:EMG, 4:EMG, 5:EDA (Hautleitwert), 6:Temp., 7:BVP,
8:Atmung, 22:BVP Amp. 23:Heart Rate, 24:HRV Amp.)
Ausgangsfrequenz einstellen (2048, falls Musik über die EMG-Kanäle
mitaufgenommen wurde, sonst auch 128 oder 32 SPS), Tabulator oder Kommata
begrenzt ASCII wählen, falls die Daten in Excel weiter verarbeitet
werden sollen, "Daten in langsameren Kanälen wiederholen"
ankreuzen, ebenso Zeit, Ereignis- und Segmentmarker möglichst beim
Export einschließen.
Export in eine Textdatei (Kommata getrennt ASCII).
In
Excel die Textdatei einladen: es öffnet sich der Textkonvertierungs-Assistent.
Hier einstellen,
dass die Trennung der Spalten via Komma oder Tabstopps geschieht und ab
welcher Zeil der eigentliche Import beginnt.
Textkonvertierungs-Assistent für den Import von Komma-separierten
Texten.
Im
zweiten Schritt das Separierungszeichen wählen (hier "Komma")
und auf "Fertig stellen" klicken
Textkonvertierungs-Assistent
für den Import von Komma-separierten Texten: Einstellen der Separierung
In
Excel können dann die Daten beliebig weiter verarbeitet werden.
Vorsicht:
Beim Export werden anstelle von Kommata Punkte bei Zahlenwerten ausgegeben.
Diese müssen in Excel noch in Kommata verwandelt werden, damit Excel
die Zahlen als Zahlen erkennt.
Sobald
die Daten in Excel als Zahlen vorliegen (z.B. aus den Messungen zu den
physiologischen Daten beim Hören eines Lieds
hervorgegangenen Exporten export1.txt
und export2.txt zusammengefasst
in der Excel-Datei export.xlsx), können
sie auch in ein großes Javascript exportiert werden (z.B. biotrace_array.js)
und als Grundlage für eine interaktive Datenvisualisierung mit Plotly
eingesetzt werden (Gesamtpaket unter biotrace_plotly.zip):
|