Schlierenfotografie
Eine
bewährte Methode, um Luftbewegungen (wie auch Schall) sichtbar zu
machen ist die von August Toepler 1866 entwickelte Methode der Schlierenbeobachtung
bzw. sein Schlieren-Apparat bzw. die von Ernst Mach und Peter Salcher
entwickelte Verbesserung/Vereinfachung der Schlierendarstellung mit Hilfe
eines Parabolspiegels (1887).
Beim
Toeplerschen Schlierenapparat wird Licht von einer Lichtquelle (L) durch
ein kleines Loch durch eine Linse (B) mit großer Brennweite ( >
1 m) geschickt. Die Linse ist dabei in ihrer doppelten Brennweite von
der Lichtquelle entfernt. Fehler in der Linse (z.B. N) oder Luftverwirbelungen
direkt davor oder dahinter führen zu einer Ablenkung des Lichtstrahls
am Auge (A). Wenn man den Brennpunkt am Auge abdeckt (durch eine Visitenkarte
oder Rasierklinge o.ä.) so dass nur noch die Ablenkungen sichtbar
sind, dann sieht man diese als bewegliche Schlieren.
Toeplerscher Schlierenapparat
(Haschek 1887, S. 86)
Bei
der Mach'schen Verbesserung wird anstelle der Linse ein Parabolspiegel
eingesetzt, so dass Lichtquelle (z.B. eine punktförmige starke LED-Lampe)
und Auge bzw. Foto/Filmkamera auf der gleichen Seite angebracht sind.
Am
Musikwissenschaftlichen Institut gibt es hierfür einen Parabolspiegel
mit 28 cm Durchmesser und einer Brennweite von 1,2 m, wodurch sich ein
Abstand von 2,4m zwischen Hohlspiegel und doppeltem Brennpunkt (2f) ergibt.
Wird zwischen dem Parabolspiegel und der Lichtquelle ein Medium mit abweichender
Dichte eingeführt (erhitzte oder bewegte Luft einer Kerze, eines
Lötkolbens, einer Hand, aus einem Instrument etc.), dann brechen
sich die Lichtstrahlen darin. Dies führt zum einen zu Interferenzen
mit den unbeeinflussten Lichtstrahlen und zum anderen zu einem etwas durch
die kurzfristig veränderte Dichte abgelenkte Richtung des Strahls
(rote Linie, A'). Mit Hilfe einer Blende vor der Kamera im Brennpunkt
2F (Rasierklinge, Visitenkarte o.ä.) kann der Anteil des normal reflektierten
Lichts (A, B) im Brennpunkt mehr oder weniger ausgeblendet werden, so
dass die abgelenkten Strahlen als Schlieren sichtbar/fotografierbar/filmbar
werden.
Aufbau moderner Schlierenfotografie mit Hilfe eines Parabolspiegels
(Mohn, Williams 2020)
Versuchsaufbau mit einem Pappstreifen als Blende im Brennpunkt 2f (hell
markiert),
eine LED als Lichtquelle ist direkt daneben
(Mohn, Williams 2020)
Versuchsaufbau mit einer Rasierklinge (hell markiert), deren Kante sich
im Brennpunkt 2f befindet (roter Pfeil).
Rechts daneben ist die punktförmige Lichtquelle eines Stroboskops
(roter Pfeil).
(Mohn, Williams 2020)
In
diesem Setup wurden folgende Schlierenvideos aufgenommen:
Beim
Aufbau des Setups und bei der Video/Fotoaufnahme ist zu beachten:
- Jede
kleinste Änderung/Bewegung (Schritte, Berührung des Tisches,
eigene Gewichtverlagerung, wenn man vor dem Tisch steht etc.) hat Einfluss
auf die Schärfe/Genauigkeit der Schlieren.
==> möglichst wenig bewegen, Lichtquellen, Kamera und Spiegel
möglichst stabil befestigen.
- Es dauert
sehr lange, bis man eine optimale Ausrichtung der Lichtquelle und der
Rasierklinge gefunden hat.
==> viel Geduld und Fingerspitzengefühl mitbringen.
- Auch
bei starker Lichtquelle ist das zu sehende Bild sehr schwach und unscharf.
==> man benötigt ein lichtstarkes Teleobjektiv, um die Schlieren
deutlich und scharf zu erfassen.
- Das Bild
ist immer doppelt sichtbar man kann sowohl das Instrument selbst als
auch dessen Reflexion im Parabolspiegel sehen.
==> Instrument möglichst nahe an den Parabolspiegel positionieren.
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